Wie groß ist ein Großprojekt?
… und wie erkenne ich, ob ein Berater wirklich Erfahrungen in Groß- und Mega-Projekten hat? Alle versuchen sich gegenseitig zu übertrumpfen – fragt jemand, wer das größte Projekt von allen hat, schreit jeder: „Ich!“ Aber was ist eigentlich ein Großprojekt und wie groß ist ein Großprojekt?
Dieser Frage sind wir nachgegangen, haben recherchiert und festgestellt: Eine feste Definition des Begriffs „Großprojekt“ gibt es nicht. Allerdings konnten wir über die Homepage des FIS (Forschungsinformationssystem) herausfinden, was es mit einem Megaprojekt auf sich hat und welche Parameter es erfüllen muss, um als solches zu gelten…
Die vier wichtigsten Parameter für die Baubranche
- Das Investitionsvolumen ist deutlich über 1 Milliarde Euro
- Die Lebensdauer des Projekts liegt über 50 Jahre
- Es gibt eine hohe Ungenauigkeit bezüglich der Kostenprognose
- Die Öffentlichkeit partizipiert daran
Jetzt stellt sich jedoch die Frage: Wenn alle Projekte ab 1 Milliarde Euro Megaprojekte sind, wie teile ich dann die anderen Projekte ein? Etwa so: 1/3, 1/3, 1/3? Ein Kleinprojekt mit 333 Millionen Bausumme passt doch nicht… Kann man dann sagen, bis 100 Millionen Euro Bausumme ist es ein Kleinprojekt, von 100 bis 500 Millionen Euro ein Mittelprojekt und darüber bis 1 Milliarde Euro ein Großprojekt?
Fakt ist: Da draußen tummeln sich viele Berater, die sich selbst als Experten für Großprojekte bezeichnen. Schaut man aber genauer hin und fragt, wie groß denn die Projekte (in Euro gemessen) wirklich waren, dann sind diese bei beispielsweise 200 Millionen Euro Bausumme wohl eher im Bereich „mittelgroße“ Projekte angesiedelt.
Ein weiterer Aspekt, den es zu beachten gibt, ist die Komplexität. Mit Verlaub gesagt hat ein 200 Millionen Euro Bürogebäude eine andere Komplexität wie eine Forschungseinrichtung oder ein Labor mit einer komplizierten Entrauchungsanlage und sicherheitsgerichteten Steuerungen.
Fragen Sie den Herrn, in welcher Funktion er auf einem Groß- oder Megaprojekt war.
War er der Objektüberwacher, Fachbauleiter, Planer oder Inbetriebnahmemanager eines Teilbereichs, Bauabschnitts, oder nur eines Anlagentyps? Viele sagen „Ja, ich war auf der Großbaustelle/bei dem Projekt dabei, ich habe eine super Referenz“, aber stellen Sie sich vor, er war dort nur für die Prüfungen des richtigen Einbaus der Brandschutzklappen dabei – nicht mal in einer verantwortlichen Position. Ja, dann war er dabei, hatte aber keinerlei Funktion für wirklich wichtige gewerkeübergreifende Themen.
Oder vielleicht war er Fachbauleiter Gebäudeautomation in einem Projekt und sagt: „Ja, bei Inbetriebnahmen war ich dabei und war mit Sicherheit ein wichtiger Mann bei der Koordination“. Jedoch hatte er nie die Gesamtübersicht über alle Inbetriebnahme-Prozesse und tut sich auch schwer mit der Gesamtkoordination aller Gewerke.
Hat Ihr Berater wirklich 30 Jahre Berufserfahrung oder hat er 1 Jahr Berufserfahrung und 29 Wiederholungen? Immer im Planungsbüro, nie auf der Baustelle – also keine Rückinformation ob die Planung auch so ausgeführt wurde – immer dieselbe Projektgröße und immer derselbe Gebäudetyp (z. B. Bürogebäude)? Erfahrung ist, wenn man viele unterschiedliche Projekte, verschiedene Projekttypen und verschiedene Komplexitäten in verschiedenen Positionen begleitet hat. Ansonsten ist es Wiederholung.
Deshalb: Fragen Sie genau, was er getan hat und wie groß das Projekt wirklich war, denn wenn er nur einen Teil verantwortet hat, dann kennt er nicht die Gesamtkomplexität.
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