Wie beauftrage ich die Planung einer Brandfallsteuermatrix und wer macht überhaupt was?
Zugegeben: es gibt spannendere Themen, als über die Details der Planung einer Brandfallsteuermatrix zu sprechen … Aber wenn bei Ihnen mal die Hütte brennt und die Brandfallsteuermatrix zeigt Fehler auf, dann wünsche ich schon jetzt viel Spaß bei der Diskussion mit der Versicherung. Es geht aber auch weniger dramatisch, jedoch nicht weniger ärgerlich und zeit- und kostenintensiv. Letzens war ich in einem Beratungsauftrag zur Qualitätssicherung Gebäudeautomation und bei der man die Brandfallsteuermatrix mit dem Sachverständigen prüfen wollte. Die eine ausführende Firma sagte, was sie noch nicht alles fertig hat und nicht angeschlossen ist, in einem anderem Gewerk fehlten Kabel, andere Teilbereiche waren noch überhaupt nicht fertig gestellt. Schlussendlich hat der Sachverständige, der das prüfen sollte, noch mal in die Brandfallsteuermatrix geschaut und sagte: „jaaaa, da habe ich auch noch zig Fragen …“. Ergebnis: die Prüfung wurde abgebrochen. Damit Ihnen das nicht passiert und Sie wissen, worauf es ankommt, habe ich eine Übersicht erstellt, die Ihnen einen Überblick verschafft.
Was ist denn überhaupt eine Brandfallsteuermatrix?
In der sogenannten »Steuermatrix« sind alle brandschutzrelevanten Komponenten eines Gebäudes als gewerkeübergreifendes Gesamtsystem visualisiert dargestellt. Mit ihrer Hilfe wird definiert,
- welche Komponenten in der brandschutztechnischen Sicherheitskette
- in welchem sogenannten Szenario wie z. B. einem Brandereignis
- was tun müssen.
Somit ist eine Brandfallsteuerung ein überaus komplexes Thema. Dahinter stecken jede Menge Funktionen in sicherheitsgerichteten Anlagen, die alle in einem Brandfall steuerungstechnisch miteinander funktionieren müssen:
Wo gehen Türen auf? Welche verschließen sich? Welche Entrauchungsanlagen müssen anlaufen? Welche Lüftungsanlagen müssen ausschalten? Welche Alarmierungen werden aktiviert? usw…. Es erfordert ein hohes technisches gewerkeübergreifendes Fach- und Detailwissen.
Die Brandfallsteuermatrix dient somit als Ausführungsgrundlage für alle beteiligten Firmen, Bauleiter und die Prüfgrundlage für die Sachverständigen.
Wir wird eine Brandfallsteuermatrix geplant?
Grundsätzlich sei gesagt, dass die Planung, was konkret im Falle eines Brandes zu geschehen hat, jedes Gewerk zunächst einmal selbst vornehmen muss. Dies ist eine Grundleistung. Die „Kunst“ bzw. Herausforderung besteht darin, diese in einer gewerkeübergreifenden Gesamtdarstellung zu visualisieren. Dabei hilft es, sich an die drei Stufen der Planung zu halten.
Funktionale Matrix
Hier wird funktional festlegt, welche Bereiche einen Auslösebereich bilden und was dann passieren muss. So ist zum Beispiel „alle Flure“ oder „alle Labore“ ein Auslösebereich – eventuell unterteilt man diese noch pro Geschoss –im Brandfall sollen dann z.B. alle Lüftungsanlagen gleichzeitig ausgehen oder nur die Lüftungsanlage in dem zu versorgenden Bereich. Es werden die funktionalen Zusammenhänge grob dargestellt.
Qualitative Matrix
Hier wird auf „Anlagenebene“ geplant, sprich, welcher Auslösebereich wirkt auf welche Anlage. Auch hier wieder ein Beispiel: Der Auslösebereich Labor 1-3 im 1.OG wirkt auf RLT-Anlage 03 mit der Funktion „AUS“, Brandschutzklappen zu. Meistens passieren dann noch so Dinge wie Hupen „EIN“ und Blitzleuchten „EIN“, Entrauchungsanlage „EIN“ usw.
Quantitative Matrix
Hier wird noch zusätzlich die „Komponentenebene“ mit einbezogen. Ganz konkret: welcher Entrauchungsventilator muss in welchem Auslösebereich einschalten? In diesem Auslösebereich muss bei der Brandmeldeanlage auch der Meldebereich/die Meldebereichs-ID und Melder-ID sowie die Art des Rauchmelders hinterlegt sein.
Nun ist es so, dass manche Firmen die Planung der funktionalen Matrix bereits sehr früh in der Leistungsphase 1 oder 2 angehen, erweitert wird dies um die Qualitative in den Leistungsphasen 2 und auf jeden Fall in 3 – hier sind die Anlagen bereits namentlich mit Kennzeichnungsschlüssel bekannt – um dann bis in Leistungsphase 5 alle Komponenten detailliert zu kennen, sprich: jede Brandschutzklappe, jede Melder-ID, jeden Anlagen-Kennzeichnungsschlüssel und jede Benutzeradresse.
In der weiteren Planung sind dann die ausführenden Firmen angehalten, die Matrix entsprechend weiterzuführen.
Praktische Projektumsetzung
Der Brandschutzkonzeptersteller erstellt eine funktionale Steuer-Matrix – jedoch spätestens zu Anfang der Leistungsphase 3, besser noch in der Leistungsphase 2 und definiert die Grundlagen. Der Planer der Brandfallsteuermatrix (in der Regel der BMA oder GA Planer) definiert auf dieser Grundlage in der Leistungsphase 3 die qualitative Steuermatrix, also auf Anlagenebene. In Leistungsphase 5 geht man auf die Komponentenebene und legt fest, welche Komponente welche genaue Funktion bei welchem Ereignis hat. Somit ist die Steuermatrix zum Ende der Leistungsphase 5 fertig. Die ausführenden Firmen übernehmen diese, passen die noch an die Ausführung an und benennen die konkreten Komponenten anhand des Benutzeradressierungssystems oder umgangssprachlich AKZ genannt.
Eine Alternative ist, dass die Planung auf Komponenten-Ebene von den ausführenden Firmen übernommen wird. Dies muss jedoch auch hier unbedingt ausgeschrieben werden, da in diesem Bereich wirklich viel Arbeit dahintersteckt und die verschiedenen Firmen das miteinander koordinieren müssen – sonst geht´s dem Projekt so wie eingangs beschrieben.
Wir haben im Bereich Brandfallsteuermatrix schon alles gemacht: von der kompletten Matrix, über einzelne Teilleistungen, Inbetriebnahmekoordinationen für die Vortests und Prüfungen der Wirk-Prinzip-Prüfung. Und wir haben in der Zeit schon alles gesehen – von Top-Planung bis hin zu desaströsen Zuständen, bei denen Großprojekte weit über 100.000 m² ohne Brandfallsteuermatrix in Betrieb gehen wollen.
Daher empfehlen wir, die Planungen in den entsprechenden Leistungsphasen ganz exakt zu koordinieren und visualisieren. Ja, das ist viel Arbeit, aber je exakter dokumentiert wird, desto weniger Überraschungen kommen auf einen in der Bauphase zu.
Und falls Ihnen das zu heikel ist – rufen Sie uns an oder schreiben Sie uns. Wir stehen Ihnen mit Rat und Tat zur Seite.
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