Welche Inhalte sollte ein Inbetriebnahmehandbuch haben?
Leider ist es doch immer wieder das Gleiche: Ein Kunde kommt zu uns und behauptet: „Ein Inbetriebnahmehandbuch? Das brauchen wir doch nicht! Wir machen das einfach so.“ Aus dem „einfach so“ entstehen dann im Nachhinein vermehrt offene Schnittstellen, die Zuständigkeiten sind nicht klar geregelt, alle rennen durcheinander, aber so richtig vorwärts geht auch nichts – natürlich zieht dies hohe Kosten nach sich ziehen. Und warum das Ganze? Genau – weil ein Inbetriebnahmehandbuch gefehlt hat, in dem alles ganz genau dokumentiert gewesen wäre, etwa: Wer tut was zu welchem Zeitpunkt für eine erfolgreiche Gesamtinbetriebnahme?
Wozu genau aber braucht man ein solches Handbuch? Ganz einfach: damit vom ganz großen Ziel einer gesamteinheitlichen Inbetriebnahme die Teilschritte heruntergebrochen werden auf einzelne Arbeitsschritte mit passenden Zeitpunkten und die Abläufe während der Inbetriebnahme genau koordiniert werden können. Weiterhin dient es der exakten Steuerung: Wer arbeitet wo? Wer arbeitet an was? Wo sind noch offene zu klärende Schnittstellen und wer hat welche Zuständigkeiten? Nennen wir es einfach die Bibel des Inbetriebnahmemanagements.
Wichtige Inhalte des Handbuchs
- Inhaltsverzeichnis: Auflistung der Themen, Darstellung um welches Projekt und welches Gebäude es sich handelt.
- Abkürzungsverzeichnis: In der Gebäudeautomation treffen viele Gewerke aufeinander – nicht jeder kennt die Einzelheiten des Anderen.
- Inbetriebnahmemanagementsteuerung:
- Jour fixe Inbetriebnahmemanagement: Denn gerade bei der Vorbereitung ist es wichtig sich abzustimmen und Termine zu koordinieren.-
- Jour fixe Brandfallsteuermatrix: hier werden z. B. Themen zur Erstellung der Brandfallsteuermatrix, der Steuerlogik sowie feine aber bedeutsame Details besprochen.
- Jour fixe Sachverständige: Welche Unterlagen werden benötigt? Welche Prüftermine, Abstimmungen und Aufgabenverteilungen gibt es? Wie sieht das Prüfkonzept aus, was und wie prüft der Sachverständige?
- gewerkeübergreifende Anlagenliste: Welche Anlagen gibt es, in welchem baulichen Zustand oder in welcher Phase der Inbetriebnahme befindet sich diese Anlage.
- Ablaufpläne: Abbildung von Rahmen und Teilterminplänen, welche wichtige Prozessketten beinhalten und Auskunft darüber geben, welche Gewerke- und Anlagenabhängigkeiten es untereinander gibt.
- Liste offener Punkte: Was muss noch abgearbeitet werden? Welche offenen Schnittstellen gibt es? Wo fehlen noch Entscheidungen?
- Schnittstellenkatalog: Dieser ist vor allem während der Planungs und Bauphase wichtig und klärt die Verantwortlichkeiten und die Gewerkebeziehungen untereinander.
Durchführung der ganzheitlichen Inbetriebnahme
- Gewerkeinterne Inbetriebnahme: Hier werden die gewerkeinternen Inbetriebnahmen hauptsächlich von der Fachbauleitung oder der Objektüberwachung operativ geführt, natürlich in Absprache mit dem InbetriebnahmemanagementTeam.
- Gewerkeübergreifende Inbetriebnahme: Welche Anlage muss mit welcher getestet werden? Es werden Wirkprinzipprüfungsszenarien getestet, wie etwa Brandfallsteuerung, BlackBuilding-Test, Building-Performance-Test, etc.
- Abnahme, Dokumentation der Inbetriebnahmen und Übergabe
- Betriebsoptimierungsphase: Dieser Punkt dient möglichen Energieoptimierungsmaßnahmen, dem Nachjustieren und Optimieren in den Sommer und Winterphasen sowie vor allem in der Übergangszeit
Fazit
Wie Sie sehen sind die Inhalte eines Inbetriebnahmehandbuches sehr komplex. Und dennoch können Sie mit dessen Verwendung unvorhersehbare Kosten vermeiden und damit Geld sparen. Das Ergebnis: Eine zielgerichtete Inbetriebnahme mit vielen zufriedenen Nutzern, Mietern und Kunden sowie natürlich ruhigen Schlaf während einer hektischen Phase im Projekt.
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