Was kostet das Inbetriebnahmemanagement oder ein Inbetriebnahmemanager?
„Sehr oft höre ich, Herr Potz, Sie sind zu teuer, aber meine Preise sind nach Aufwand kalkuliert und natürlich nicht gewürfelt.“
Gerade bei großen und komplexen Projekten werden gute und gefragte Fachleute für das Inbetriebnahmemanagement benötigt. Aber meist hat die Kosten dafür niemand mit einkalkuliert, denn es ist ja schon alles beauftragt – es gibt halt ein paar Lücken zwischendrin. Genauer gesagt: Es fehlt jemand, der die komplette Inbetriebnahme koordiniert.
Dabei ist dies eine sehr komplexe Leistung von kompetenten und spezialisierten Inbetriebnahmemanagern, die dann mit der Leistung eines „Wald- und Wiesen-Bauleiters verglichen wird. Dabei ist der „Wald- und Wiesen-Bauleiter“ keineswegs spezialisiert, sondern macht das mal eben so „nebenbei“ mit.
Heutzutage gibt es bessere Antworten auf die Frage nach den Kosten – zum Glück. Denn mittlerweile kann man auf Erfahrungen aus verschiedensten Projekten zurückblicken, wie man Inbetriebnahmemanagement-Leistungen angemessen vergütet. Die AHO (Ausschuss der Verbände und Kammern der Ingenieure und Architekten für die Honorarordnung e.V.) hat hierzu Angaben veröffentlicht. Im AHO Heft Nr. 39 mit dem Titel Leistungen für Inbetriebnahmen – Übergreifendes Leistungsbild für die Inbetriebnahme von Objekten, Stand Juli 2020, werden die Leistungen und die Vergütung angegeben. Somit gibt diese Veröffentlichung eine grobe Richtung für eine Honorarempfehlung vor.
Die Honorarempfehlungen der AHO
Die konkreten Leistungsinhalte beim Inbetriebnahmemanagement werden mit Zeitaufwand belegt – so auch unsere Empfehlung. Natürlich muss dieser tatsächliche Aufwand dokumentiert werden, wer hat wann was gemacht, damit die Leitung auch nachvollziehbar ist.
Neben den Stundensätzen kommen die Nebenkosten hinzu, beispielsweise Reisekosten, die entweder mit Nachweis oder als Pauschale abgerechnet werden.
Ein Stundensatz setzt sich im Ingenieurbüro wie folgt zusammen:
(Personalkosten (Gehalt & AG-Sozialversicherungsbeiträge) x Gemeinkostenfaktor + Unternehmerbedarf) / (Summe der abgerechneten Stunden) = Deckungsbeitrag +
Gewinn = Stundensatz
Zu den Gemeinkosten gehören in der Regel Posten wie:
- Raumkosten
- Betriebliche Steuern
- Versicherungsbeiträge
- KFZ-, Werbe-, Reisekosten
- Abschreibungen etc.
- Unternehmerbedarf
Wie hoch sind dann ungefähr die Honorarsätze in Stunden? Auskunft dazu gibt eine deutschlandweite Umfrage aus dem Jahr 2019. Hier wurden folgende durchschnittliche Stundensätze (also dem Aufwand entsprechend) ermittelt:
- Für Auftragnehmer/Inhaber galt ein mittlerer Stundensatz von 147 €
- Für Mitarbeiter (z. B. Ingenieur) bei einem durchschnittlichen Jahresgehalt von 60.000 € ergab sich ein Stundensatz von ca. 99 €
Diese Kalkulation reicht aber nicht, denn auch die Marktlage ist zu berücksichtigen. Denn die Experten für Inbetriebnahmemanagement kommen meist aus der Disziplin Gebäudeautomation. In diesem Bereich sind sie top ausgebildet, mit viel Erfahrung und sehr gefragt. Solche Fachleute haben, entsprechend ihrer Qualifikation, kein Jahresgehalt von ca. 60.00 €, sondern weit darüber. Und das zu Recht, denn diese Profis investieren viel Zeit und Geld in ihr Spezialwissen. Sie verbringen in heißen Inbetriebnahmephasen, kurz vor Übergabe eines Projekts an den Nutzer, ihre Zeit teils nächtelang vorm Schaltschrank im Keller. Sie haben neben viel Erfahrungen auch sehr viel Zeit und Energie in ihre Aus- und Weiterbildung investiert, um wirklich in allen Bereichen absolut kompetent zu sein.
Zu dem höheren Lohn der Profis kommen dann noch die entsprechenden Themen wie Gemeinkosten, Unternehmerbedarf, Deckungsbeitrag, Gewinn etc. hinzu. Und aus all diesen Gründen ist es leicht zu erklären, warum ausgerechnet Inbetriebnahmemanagement- und Gebäudeautomations-Experten mehr kosten als ein „Wald- und Wiesen TGA-Bauleiter“, der die bisher kleineren Heizungs-, Kälte-, Lüftungs- und paar Sanitäranlagen für Vereinsheime, Schulen und vielleicht mal ein kleines Bürogebäude als Projekt abgewickelt hat.