Um eine Inbetriebnahme organisieren zu können, braucht man einen Ablaufplan – Teil 2
In unserem Beitrag der vergangenen Woche zeigten wir auf, welche „interessanten“ Überraschungen uns immer wieder auf Baustellen erwarten. Wir werden mit der Aussage gerufen: „Ja, es gibt einen Terminplan, alles läuft nach Plan“ und dann findet man im Keller statt einer Lüftungszentrale ein Lüftungslager vor. Wenn man dann an die Inbetriebnahmephase kommt und keine Struktur hat, wird es haarig. Heute befassen wir uns nochmals intensiv mit der Organisation von Inbetriebnahmeprozessen.
Der Inbetriebnahmeprozess
Der Inbetriebnahmeprozess ist kein Zeitpunkt, sondern ein ineinander aufbauender Prozess. Somit ergeben sich Ablaufketten, die nicht zu unterschätzen sind und entsprechend koordiniert werden müssen. Für diese müssen entsprechende Zeiträume eingerechnet werden. Exemplarisch sind die Zeiträume für ein Projekt, Größenordnung ca. 8.000 m² Fläche dargestellt:

Da die Themen sehr komplex sind, wird ein Inbetriebnahmemanagement mit entsprechendem Inbetriebnahmekonzept und einem anlagenbasierenden tagesgenauen Inbetriebnahme-Terminplan empfohlen – damit man die Abhängigkeiten der einzelnen Gewerke und Teilschritte dann entsprechend koordinieren kann. Am besten erstellt man einen groben Inbetriebnahmeterminplan auf wöchentliche Basis und detailliert dieses dann Fein im 3-4 Wochen Takt auf tagesgenauer Basis – so weiß jedes Gewerk vom anderen wie diese miteinander abhängig sind. Weiterhin ist der tagesaktuelle Inbetriebnahmeplan die Basis für die täglichen Kurzbesprechungen zur Inbetriebnahme.
Der Inbetriebnahmeterminplan
Ein guter Inbetriebnahmeterminplan ist grundsätzlich nach den Inbetriebnahmephasen strukturiert. Weiterhin ist dieser unterteilt in ASPs bzw. ISPs/Schaltschränke und welche TGA-Anlagen auf diesen Schaltschränken aufgeschaltet sind. Zusätzlich gibt es in sich geschlossene Anlagen wie z.B. die Brandmeldeanlage. Über die verschiedenen Phasen hinweg kann man erkennen, welche Anlage sich in welchem Zustand befindet und wann diese bei z. B. gewerkeübergreifenden Tests fertig sein muss, damit diese mit den sogenannten gewerkeübergreifenden Tests bzw. Verbundtests starten können.
Weiterhin können über diesen Terminplan weitere Personen angefordert werden, wie z. B. Sachverständige oder spätere Betreiber, da diese genau wissen, wo sie bei der Baustelle dem Inbetriebnehmer mal über die Schulter schauen können.
Ein weiteres Thema, das unbedingt beachtet werden muss, sind die Anlagenabhängigkeiten untereinander, auch bei nicht-sicherheitsgerichteten Anlagen wie z. B.: muss die Heizung und Kälte fertig sein, damit die Lüftung damit versorgt werden kann usw.
Hier mal ein Beispiel, welches aufzeigt, dass ein solcher Terminplan alles andere als trivial ist:

Die komplette Inbetriebnahme und der Inbetriebnahme-Prozess müssen sowohl gewerkeintern als auch gewerkeübergreifend vollständig dokumentiert werden. Hierzu sind beispielsweise 1:1 Testprotokolle, Funktionstests bei der Inbetriebnahme wie z.B. die Regelungsfunktion, die stichprobenartigen Funktionstests der Fachbauüberwachung in die Gesamtdokumentation zu überführen und entsprechend dann zur Übergabe des Gebäudes mit zu übergeben.
Mal so eben nebenbei lässt sich eine Inbetriebnahme nicht durchführen. Gerne stehen wir Ihnen mit Rat und Tat zur Seite.
Mehr zu diesen und anderen Themen finden Sie auf www.potz-gebaeudeautomation.de.
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