Raumautomation – was ist das eigentlich
In meinem letzten Blog habe ich über die allgemeinen und übergeordneten Funktionen einer Raumautomation gesprochen. Und eigentlich wäre jetzt etwas ähnliches in dieser Richtung gekommen, wenn mir nicht ausgerechnet in den vergangenen Tagen folgendes passiert wäre … Ich war mal wieder unterwegs und musste bei einer Besprechung feststellen, dass es im Bereich der Raumautomation bzw. Einzelraumregelung ganz viele ungeklärte Dinge gibt, bei denen viele sagen „Ja, die Begrifflichkeiten und so weiter wissen wir nicht, aber wir sprechen mal alle mit.“ Und im Ergebnis geht das dann meistens in die Hose. Deshalb möchte ich in diesem Blog mal in Ruhe erklären, was denn überhaupt eine Raumautomation ist …
Raumautomation – was ist das
Also: Die Raumautomation ist ein Teil aus der Gebäudeautomation und hat gewerkeübergreifende bzw. integrale Automationsaufgaben wie zum Beispiel Beleuchtung, Sonnenschutz, Raumklimaregelung etc.
Früher (und leider auch heute noch in vielen Firmen) war der Raumausbau eine Ansammlung verschiedener getrennter Anlagen bzw. Gewerke. Die Beleuchtung machte der Elektriker oder Elektro-Planer, die Sonnenschutzsteuerung meistens auch. Die Fassade (als Gewerk verstanden) hat im Nachgang ihre Motoren dazu montiert und die klassische Gebäudeautomation/MSR Raumklimaregelung bzw. Einzelraumregelung umgesetzt. Und so weiter und so weiter. Also Fakt ist, es gibt viele Systeme, keiner koordiniert sie und so wurde dies für die Automation zusammengefasst unter dem Begriff Raumautomation.
Raumautomation – energetisch sinnvoll
Wenn man dann noch weiter recherchiert, stößt man früher oder später auf die Information, dass man mit einem Raumautomationssystemen in Nicht-Wohngebäuden – also alles, was nicht zum Wohnen ist wie Bürogebäude, Industriekomplexe usw. – ca. 40 % Energie einsparen kann. Das ist ein wirklich beachtlicher Teil. Da muss man viel tun, bis man das so hinbekommt. Früher fiel die Raumautomation in die Kostengruppe 484. Dort ist sie allerding aus unterschiedlichen Gründen wieder raus und jetzt in der Kostengruppe 481 zu finden.
Raumautomation – was gibt es für Auswertemöglichkeiten und Visualisierungen?
Die Raumautomation ist im Prinzip an das Managementsystem, der frühere Begriff ist GLT (Gebäudeleittechnik) – oder auch ganz früher bekannt als ZLT (Zentrale Leittechnik) – gekoppelt. Vorteil: man kann grundsätzlich visualisieren, was die Raumautomation regelt bzw. was in den einzelnen Räumen passiert. Zudem lassen sich Trends anlegen, um dort das eine oder andere zu kontrollieren und jederzeit auch verschiedenste Auswertungen zu fahren und so lassen sich die Anlagen und die Gebäudetechnik optimieren.
Raumautomation – zentrale oder dezentrale Hardware?
Im Gegensatz zu der Anlagenautomation erstreckt sich die Raumautomation über die komplette Fläche, also nicht in Technikzentralen. Es empfiehlt sich, sich im Vorhinein zu überlegen, ob man die Raumautomation zentral oder dezentral aufbauen möchte.
- Zentral heißt, ich habe verschiedenste Schaltschränke z.B. in Elektrounterzentralen/Elektroräumen und gehe davon mit oder ohne Bussystem weiter in die Flächen. Mit einem Bussystem habe ich den Vorteil, weniger Kabel zu benötigen und auf der Fläche wird kein Platz für dezentrale Raumautomations-Kästen benötigt.
- Dezentral heißt, ich habe einen abgesetzten Raumautomations-Controller, der in dem «kleinen Kastl» drinsteckt, welches Sie bestimmt alle kennen. Dieses Kastl verstecke ich entweder im Doppelboden oder in der abgehängten Decke. Von dort gibt es dann je 1-2 Räume oder nach z. B. 4, 8 oder 16 Segmente einen Raum-Controller, der letztendlich steuert und alles regelt. Ein Segment ist immer die kleinste Einheit, die alles kennen, können und regeln muss. Zum Beispiel ein Achs-Raster oder eine Fensterbreite.
Beides hat Vor- und Nachteile. Da kommen wir aber noch im Zuge der nächsten Folgen drauf.
Raumautomation – nur so gut wie ihre Planung
Früher war es so, dass es verschiedene Systeme gab und jedes System wurde autark für sich aufgebaut, wie schon beschrieben z. B. Licht, Jalousie, Heizungs- und Kälteregelung usw. Heute spricht man immer mehr von integrierten Systemen, die alle Gewerke miteinander koppeln. Diese verstehen sich dann schnittstellentechnisch und energieoptimiert miteinander und regeln und steuern. Deshalb ist es sehr wichtig, dass Sie einen guten Planer haben, der die Themen vollumfänglich versteht.
Raumautomation – Protokolle
Dann gibt es noch ein weiteres Thema: Welche Protokolle setze ich ein, welche Protokolle haben welche Aufgabe und wie integriere ich das alles am besten auf einen Controller? Man hört immer von Protokolle Bussysteme. Ja, wo fährt der Bus denn hin? Auch ein spannendes Thema. Früher, das kennen Sie bestimmt auch, da gab es den KNX oder auch Lon usw. Das sind aber mittlerweile sehr alte Protokolle und sie werden nach und nach abgelöst. Was immer mehr kommt, sind moderne Protokolle die entweder als Feldbus oder als Netzwerk umgesetzt werden können. Diese sind z. B. BACnet/MSTP oder ModBus/RTU. Für die klassischen Sonnenschutzmotoren/Jalousien kommt meist der SMI-Bus, für die Beleuchtung DALI bzw. DALIv2 zum Einsatz – die dann entsprechend genau geplant und in die Steuerung integriert werden müssen.
Raumautomation – geht auch mit Funk …
Was es schon längere Zeit immer mal wieder gibt, ist das Thema Funk. Manche wollen es einsetzen, manch andere lieber nicht. Was ist mit Funk im Prinzip gemeint? Themen wie Enocean, WLAN oder Bluetooth sowie gerade die Protokolle hierüber wie LoRaWan usw. je nachdem welche Funktionen umgesetzt werden sollen. Meistens kommt Enocean in der Gebäudeautomation oder Raumautomation zum Einsatz. Zum Beispiel kann dann von einem Raumbediengerät das Licht ein/Licht aus oder der Sollwert für die Heizkühldecken eingestellt werden. Der Vorteil ist, dass es leichter installiert werden kann. Nachdem die Möbel drin sind, kann ich hergehen und die Raumbediengeräte anbringen. Ich kann, wenn ich aus einem großen Raum zum Beispiel ein 4-Achs- oder ein 2-Achs-Büro mache, einfach ein weiteres Raumbediengerät hinzurüsten, ohne einen „neuen Raum“ programmieren zu müssen. Das geht mit Funk natürlich besser, weil es viel flexibler ist, als wenn ich noch anfangen muss, Kabel zu ziehen. Das Einzige was ich dazu benötige, ist dann ein perfekt ausgeleuchtetes Enocean Gebäude, sodass die Funk-Bediengeräte entsprechend Empfang haben. Der Clou dabei ist, es wird nicht die ganze Zeit gefunkt, sondern nur wenn der Nutzer einen entsprechenden Befehl absetzt. Dabei wird über einen Piezo Taster zum Beispiel die Energie in dem Moment erzeugt, in dem sie benötigt wird, um das Funksignal abzusetzen. Alternativ gibt es noch eine Photovoltaik-Zelle oder eine Batterie, die aber auch irgendwann z. B. nach 10 Jahren getauscht werden muss.
Wenn Sie auch bald ein modernes Bürogebäude planen und Kompetenz zur Planung der Raumautomation benötigen, dann melden Sie sich gerne bei uns.
zurück