Keiner weiss, wie die Anlagen zu funktionieren haben
Gerade habe ich mal wieder einen Anruf der ganz besonderen Art erhalten. Ein Kollege fragte mich: „Tobias, der Bauherr möchte von uns so was wie eine Funktionsbeschreibung und von uns wissen, wie die ganzen Anlagen funktionieren. Anscheinend müssen wir das liefern oder ??“ Dazu muss man wissen, der Kollege ist in der Fachbauüberwachung Gebäudetechnik tätig und im Prinzip geht es darum: Wer muss in der Gebäudeautomation was liefern? Warum gibt es überhaupt eine Ausführungsplanung? Eine Planung Gebäudeautomation? Was gehört alles dazu?
Zur Zeit kommt es immer häufiger vor, dass die einen Bauherren alles schon in der Leistungsphase 3 sehen wollen und andere, denen das egal ist, Hauptsache es funktioniert irgendwie. Die spannende Frage ist doch aber, was brauche ich in der Leistungsphase 5 – der Ausführungsplanung, damit ich überhaupt bauen kann?
- GA Netzwerk- und Bustopologie (mit einzelnen Kabelwegen und Switchen etc.). Hier soll ein erster Überblick verschafft werden:
Wie ist das Ganze vernetzt? Welche Bussysteme wurden verwendet? - Regelschemata mit GA-Funktionsliste aller Anlagenautomation und Raumautomation:
Dies ist der eigentliche Kern. Hier steht, wie die Anlage anhand technischer Daten wie digitalen Ein- und Ausgängen, analogen Ein- und Ausgängen, kommunikativen Anbindungen usw. zu funktionieren hat mit den Funktionen, die meistens fehlen, die es in der Spalte 3 bis 6 nach der VDI 3814 auszufüllen gilt, GA-Funktionsliste oder auch umgangssprachlich Datenpunktliste genannt gibt. Der richtige Begriff ist hier GA-Funktionsliste. - Grundrisse
Wo kommen die Schaltkästen hin? Und wie kommt das Kabel vom Schaltschrank zur Anlage – also wo gibt es Kabeltrassen? - Funktionsbeschreibung (auf Basis der TGA-Anlagenbeschreibung) je Anlage mit konkretem Bezug auf die Anlage:
Die Funktionsbeschreibung umfasst in der Regel ca. 100-150 Seiten – ja nach Projektgröße und Anlagenmengen. Sie beschreibt, wie die Anlage zu funktionieren hat mit entsprechenden Zeitschaltprogrammen, Parametern, Sollwertvorgaben usw. - Fortschreiben der Kostenberechnung
- Einspeiseliste
- Ventilliste
- Anlagenliste mit Benutzeradresssystem bis zur Anlagenebene
- Und daraus kann dann die ausführende Firma eine Werks- und Montage-Planung machen und das Projekt wird ordentlich abgewickelt.
Was war bei meinem Anrufer passiert?
Wahrscheinlich gab es in diesem Fall keine gescheite Ausführungsplanung, sondern da hat man einfach anhand der Anlagen-Schemata eine Werks- und Montage-Planung, sprich Stromlauf-pläne gemacht. Jetzt stehen die ganzen Schaltschränke auf der Baustelle und die ausführende Firma wird gebeten, eine Funktionsbeschreibung zu machen. Deren Antwort: „Klar, aber auf welchen Vorgaben? Lieber Bauherr, lieber Planer, dann gebt uns mal eure Ausführungsplanung und Funktionsbeschreibung, damit wir wissen, wie die Anlage zu funktionieren hat …“
Ergebnis: die Hardware ist gebaut, es stehen 18 Meter Schaltschrank auf dem Gelände und keiner weiß, wie das alles miteinander funktionieren soll. Alle schauen sich gegenseitig in die Augen, jeder zuckt mit den Schultern und sagt: „Die Hardware ist zwar da, aber wie das Ganze funktionieren soll, wissen wir nicht im Detail.“ Das ist der Moment, in dem ich dann angerufen werde …
„Hallo? Ist da das Building SWAT Team?“
Wenn der Anruf reinkommt, rücken wir aus und beheben das Dilemma. Meist wurde vergessen, eine professionelle Firma mit der Planung der Gebäudeautomation zu beauftragen. Oder Unterlagen fehlen. Diese werden dann ersatzweise von uns erstellt – seien es Regelschemata oder Funktionsbeschreibungen – und wir koordinieren und implementieren das Ganze dann in das Projekt. Nach getaner Arbeit wissen dann alle am Bau Beteiligten, wie die Anlagen zu steuern und zu regeln sind und wie sie zu funktionieren haben.
Kennen Sie das Problem? Dann rufen Sie einfach an.
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