Digitale Inbetriebnahme – ohne Zettel durchstarten wie das Raumschiff Enterprise
Bunte Post-its kleben überall: hier noch ein Zettel, dort eine Liste mit Haken darauf, ohne zu wissen von wem die Liste oder die Haken stammen. Und dann soll am Projektende irgendjemand bescheinigen, dass alle Anlagen in Betrieb genommen sind und einwandfrei funktionieren. Viel Spaß dabei!
In vielen kleinen und mittelgroßen Projekten gibt es meist keine Anlagenlisten. Sehr ärgerlich für die damit nicht vorhandene Projektstruktur in der Gebäudetechnik und die ausführende Firma der Gebäudeautomation – denn diese braucht die Strukturen. Welche Anlage kommt wohin und von welchem ISP/ASP wird was und wie geregelt oder auch nicht.
Noch schlimmer wird es, wenn es darum geht, die Übersicht bei den Inbetriebnahmen zu behalten.
Hier stellen sich dann Fragen wie:
- Welche Anlage befindet sich gerade in welchem baulichen Zustand?
- Welche Anlagen sind fertig gebaut und bereit zur Inbetriebnahme?
- Welche autarken Anlagen funktionieren schon und sind in Betrieb genommen?
- Welche Anlagen funktionieren gewerkeintern, also das Gewerk zusammen mit der Gebäudeautomation/MSR z.B. eine RLT-Anlage zusammen mit der Gebäudeautomation. Und sind diese bereit für die gewerkeübergreifenden Verknüpfungen wie z.B. die Brandmeldeanlage?
Spätestens jetzt ist eine Anlagenliste, mit der Sie die Übersicht führen, dringend nötig. Haben Sie keine und machen stattdessen alles mit der oben beschriebenen Methode – Zettel und Listen mit Haken aus unbekannter Herkunft – dann ist das Chaos vorprogrammiert. Mit diesem „System“ wissen Sie nicht, welche Anlagen in welchem Zustand sind. Und noch viel schlimmer: Sie haben keinen Überblick darüber, welche Komponenten bereits „fertig“ sind, welche getestet oder geprüft wurden.
Schluss mit der Zettelwirtschaft
Also, besser Schluss mit der Zettelwirtschaft und umstellen auf die „Digitale Inbetriebnahme“
Hier ein paar Ideen und Anregungen für eine digitale Inbetriebnahme:
Inbetriebnahme mit Datenbanken
Mittlerweile gibt es Datenbanken, bei denen per Tablet oder PC die Eingabe digital bearbeitet werden kann. So kann jeder Schritt der Inbetriebnahme je Anlage/Komponente überwacht werden.
In der Praxis brauchen Sie dafür jedoch Anlagen-/Komponentenlisten bzw. -daten mit Benutzer-Adress-System (auch als AKS bekannt), die die Grundlage bilden. Diese Daten werden dann entsprechend aufbereitet und den ausführenden Firmen zur Verfügung gestellt.
Mögliche Schritte zur Inbetriebnahme sind dann beispielsweise
- bauliche Fertigstellung/Einbau erledigt
- Komponententest (1:1 Test/Datenpunkttest)
- gewerkeweise Inbetriebnahme (mit z.B. Parametrierung/Einregulierung)
- gewerkeweiser Test (z.B. von ausführender Firma oder Fachbauüberwachung)
- gewerkeübergreifende Tests (z.B. von Brandfallsteuermatrix)
- gewerkeübergreifende Prüfungen (mit Sachverständigen)
Arbeiten alle in der gleichen Datenbank, dann können Sie nicht nur die Schritte je Komponente überwachen und wissen, wo Sie stehen. Sie können auch entsprechende Einstellwerte oder Fotos von versteckten Einbausituationen dort mit dokumentieren. Über zentrale Bericht-/Exportfunktionen wissen Sie dann, welchen Zustand Ihre Baustelle/Ihr Projekt hat.
Inbetriebnahme mit MBE/GLT
Eine weitere Möglichkeit ist, dass Sie die Inbetriebnahme mittels MBE/GLT dokumentieren. Bei der ein oder anderen Software können Sie Komponenten „abhaken“, die Sie in Betrieb genommen haben. Die meisten MBEs können jedoch leider diese vorgenannten Schritte zur Inbetriebnahme nicht darstellen. Ein weiterer Nachteil der Methode ist, dass nur das Gewerk Gebäudeautomation, also alle Komponenten mit Kabel betrachtet werden. Themen wie Regulierventile oder BMA-Komponenten etc. fehlen hier.
Hier auch wieder wichtig: Die Datenlage muss entsprechend stimmen.
Mein Fazit:
Jede digitale Inbetriebnahme ist nur so gut wie die Daten, die Sie haben. Wenn Sie keine klare Struktur und Datenchaos haben, dann wird es auch mit der digitalen Inbetriebnahme nichts.
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