Bestandsbauten – warum eine Bestandsaufnahme vor dem Planungsstart essentiell ist!
Sie haben ein Gebäude und nicht mal Ihr Betreiber findet alle Anlagen – weil er neu ist oder sich nicht auskennt spielt dabei keine Rolle. Warum eine Bestandsaufnahme vor dem eigentlichen Projekt- und Planungsstart wichtig ist ... Mitunter hat es was von einer detektivischen Unternehmung, wenn hinter verschlossenen Türen oder in Lüftungsleerteilen plötzlich Schaltschränke der Gebäudeautomation auftauchen und 2 Minuten vorher steif und fest behauptet wird, dass es keinen weiteren ISP (ASP) gibt. So auch bei einem für uns neuen Projekt (großes Einkaufszentrum), bei dem der Betreiber weder alle Anlagen findet, geschweige denn von den Schaltschränken der Elektrotechnik die entsprechenden Unterverteiler. Es gibt keine Dokumente, keine Pläne – das Einzige, was vorhanden ist, sind die Schaltpläne in den Schaltschränken: für alles andere gibt es keine Dokumentation. Und die Suche geht los – mitunter als Sherlock Holmes.
Die „irgendwie-Gebäude“
Viele Gebäude werden „irgendwie“ betrieben. Niemand weiß, welche Anlagen im Gebäude vorhanden sind, geschweige denn, wo sie sind und viel weniger noch wissen die Kollegen, ob die Anlagen wirklich fehlerfrei, anlagenoptimiert und energieoptimiert funktionieren. Auffallen tut dies nur, wenn etwas nicht mehr klappt und es dann zur Fehlersuche losgeht. Teils ist die Hydraulik falsch gebaut worden, so dass ein 3-Wege Ventil im Vorlauf ohne Pumpe keinen Sinn macht – aber es „irgendwie“ schon jahrelang so läuft und klackert, dass einem die Haare hochstehen.
Sherlock Holmes ade
- Damit die Basis für eine ordentliche Planung geschaffen wird, müssen für die Gebäudeautomation Regelschemata, GA Topologien und Grundrisse mit Schaltschränke und Aufstellorte erstellt werden, so wie eine Übersicht anhand einer Anlagenliste mit einer eineindeutigen Bezeichnung, so dass alle Anlagen einen Namen, Adressierung und eine Schaltschrankzuordnung haben, um dem Wirrwarr Herr zu werden. Geachtet werden sollte explizit auf: Anhand der Schaltpläne und einer Anlagenliste nachvollziehen, welche Anlage von welchem Schaltschrank gesteuert und geregelt werden
- Anhand der Schaltpläne Schemata/Regelschemata erstellen, diese vor Ort abgleichen und mit den Leistungsdaten der vorhandenen Komponenten befüllen.
- Aufnahme aller BSKs, VSR und verteilten Komponenten im Gebäude – hier helfen Wartungslisten oder TÜV-Protokolle weiter, bei denen zumindest hoffentlich mal eine Achse des Gebäudes bezeichnet ist.
- Zeichnen der Strangschemata der HLKS-Anlagen und grobe Skizzierung im Grundriss, an welchem Ort die Anlagen stehen.
Auch wenn das Gebäude alt ist, die Dokumente sollten auf dem neuesten Stand sein!
Damit überhaupt eine Planungsgrundlage für einen Umbau existiert, muss diese erstmal geschaffen werden. Möglich, dass ein paar Unterlagen existieren, aber meist sind diese veraltet und stimmen nicht mehr mit dem vor Ort gefundenen Zustand überein. Dass die tagelange vor Ort-Aufnahme natürlich NICHT mit einem Honorar Umbauzuschlag von der Hand zu wischen ist, sondern entsprechend vor dem eigentlichen Projektstart durchzuführen ist, versteht sich in solchen Fällen von alleine.
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