Bauherrn – es gibt solche und solche …
Letztens habe ich irgendwo in einem anderen Zusammenhang ein Interview gehört. Da ging es um die Frage, warum sich ein Bauherr – egal ob er ein öffentlicher oder privater Bauherr ist, denn für’s Projekt anstrengen solle, damit das Projekt Erfolg hat. Warum solle er sich darum kümmern, ob das Leistungsverzeichnis stimmt? Ob die Planung stimmt? Ob das so alles miteinander zusammenpasst? Im Endeffekt bekommt er immer das gleiche Gehalt. Ob das Projekt läuft oder nicht, ob es zu Verzögerungen kommt oder nicht, ob die Arbeiten ordentlich erledigt werden oder nicht … Warum soll er denn Überstunden machen? Egal, ob das Projekt gut oder schlecht läuft, er geht einfach nach Hause. Nach 8 Stunden sagt er „nach mir die Sintflut“, wie man das so schön auf Schwäbisch sagt. Das trifft beiweitem gottseidank nicht für alle zu, aber für viele – besonders, wenn es um das Thema Gebäudeautomation geht….
Genau diese Typen warten ab und setzen alles aus. Kommentar: „Joa, das läuft nicht so, keine Ahnung warum …“ Mit dieser Einstellung braucht man sich nicht wundern, wenn das Projekt komisch läuft. Dabei ist es sogar die PFLICHT eines Bauherrn, sich um sein Projekt verantwortungsvoll zu kümmern. Auch der Bauherr hat eine Mitwirkungspflicht! Wer soll es denn sonst tun, der Architekt, der Projektsteuerer, der Nutzer, der mal ins Gebäude oder die Fabrik einzieht …?
Hoffnung ist kein Projektplan
Vielleicht hoffen ja die einen oder anderen Bauherrn darauf, es möge schon alles gut werden. Aber da sträubt sich tatsächlich mein schwäbisches Gefieder. Ein Bauprojekt ist ein Bauprojekt – häufig einmalig, zumindest jedoch langfristig und immer recht kostspielig. Da ist eine gute Planung alles. Und eine sorgfältige Betreuung des Projekts während der gesamten Phase. Für alle zur Information – hier einige Pflichten, aber auch Rechte eines Bauherrn, gibt Schlimmeres:
- Verkehrssicherheit auf der Baustelle gewährleisten und ständig der Kontrollpflicht nachkommen.
- Meldepflichten beim Bauamt einhalten.
- Sicherheits- und Gesundheitskoordinator vorweisen.
- Definition eines Lastenhefts, in welchem definiert wird, was gebaut werden soll und wie – auch bekannt als Bedarfsermittlung.
- Mitwirkungspflicht gegenüber den Gewerken.
- Die Planung und das Leistungsverzeichnis kontrollieren, ob es mit dem Lastenheft übereinstimmt und das Besprochene auch umgesetzt wurde.
- Zahlungsverpflichtungen nachkommen.
- Abnahme von erbrachten Leistungen.
- Fertigstellung dem/r Bauamt/-behörde melden.
- Alle Beteiligten am Bau koordinieren und Themen entscheiden.
- Verlangen, dass vereinbarte Termine eingehalten werden und bei Verzögerungen Schadensersatz fordern.
- Auf Sicherheiten wie eine Bürgschaft oder eine Kaution bestehen.
- Abnahme der Bauleistungen durch einen Sachverständigen durchführen und entsprechende Mängel schriftlich fixieren lassen.
Natürlich ist das ein riesen Haufen von Aufgaben – hier gilt auch immer: Wenn ich etwas nicht kann, dann hole ich mir einen Profi hinzu – denn nicht jeder Bauherr kann alles in Eigenleistung.
OK, vermutlich macht es einen gravierenden Unterschied, ob der Bauherr privat oder öffentlich ist, ob er motiviert ist oder eher nicht …. Sogar ziemlich wahrscheinlich. Der eine robbt lustlos seinen Job ab und der andere baut sich ein Nest. Da ist der Motivationsvergleich schnell gemacht.
So kann es auch laufen
Wir hatten mal einen Auftrag für eine neue Fabrik, die Gartengeräte herstellt. Der Bauherr hat sich Zeit genommen und hat die Planung und das Leistungsverzeichnis komplett geprüft und auseinandergenommen. Wir haben uns dafür zum Abschluss der Leistungsphasen 5 und 6 um 12 zum Mittagessen getroffen und sind gestärkt jedes Dokument bis ins kleinste Detail durch. Der Bauherr hat sich im Vorfeld alles angeschaut, sich viel Zeit genommen und auf Schwäbisch gesagt: „Hajo, ich will doch wissen, was ich für mein Geld krieg.“
Da gab es dann eine lange Liste von Kommentaren. Aber nicht, weil die Planung falsch war, sondern weil beim Sichten der Dokumente und in der Zwischenzeit viele gute Verbesserungsvorschläge zu Tage kamen. Bei uns sind manche Dinge Standard, zum Beispiel unsere Standard Regelschemata und Standard Leistungsverzeichnisse, die schon in vielen Projekten zur Anwendung kamen und immer weiter verbessert werden. Vielen reicht das auch. Aber der Bauherr, der war so richtig motiviert. Von mittags an bis 21h30 abends haben wir das durchgezogen und fertig gemacht, statt es auf drei, vier, fünf Tage zu legen, immer alles nur hastig angesprochen und nie zu Ende gedacht. Am Ende haben wir noch eine Pizza bestellt und über Gott und die Welt geredet. Da lernt man sich noch mal auf einer ganz anderen Ebene kennen. Nicht, um „Best-Buddies“ zu werden, aber so, dass das ein gutes Projekt wird und alle glücklich mit dem Ergebnis sind
Mir macht es Spaß, mit solchen Bauherrn zusammenzuarbeiten. Die sind motiviert, die wollen wissen, wenn ich das und das für meine Planung ausgebe, was kommt dann dabei raus? Mit denen ist man im konstruktiven Austausch und für solche Bauherren sind wir gerne Ansprechpartner.
Da halte ich es gerne mit meinem Lieblingszitat von Hannibal Smith: „Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert.“
Wenn Sie ein Thema für ein Gebäude haben oder eine ordentliche Planung mit einem anständigen Leistungsverzeichnis benötigen, melden Sie sich gerne bei uns – wir freuen uns auf Ihr Projekt!
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